Preis der Schmölders-Stiftung 2022

Der Preis der Schmölders-Stiftung geht an Christoph Drobner für seine Studie: "Motivated Beliefs and Anticipation of Uncertainty Resolution". Herzlichen Glückwunsch!

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Der Sozialwissenschaftliche Ausschuss des VfS zeichnet folgende Arbeit mit dem Preis der Schmölders-Stiftung 2022 aus:

Christoph Drobner: „Motivated Beliefs and Anticipation of Uncertainty Resolution“, AER: Insights 4(1), 1-17, 2022.

Mit seiner Studie erklärt Christoph Drobner einen scheinbaren Widerspruch in der Literatur zur asymmetrischen Erwartungsanpassung von selbstbildrelevanter Information. Ein Teil der Literatur, tendenziell in Psychologie findet, dass Personen eine optimistische Verzerrung aufweisen und positive Information zu stark gewichten. Andere Studien, eher aus der Ökonomik, finden dagegen pessimistische Verzerrungen, bei denen negative Information zu stark gewichtet wird.
Herr Drobner argumentiert schlüssig, dass die Studien sich systematisch darin unterscheiden, wann Unsicherheit aufgelöst wird. Studien in der Psychologie untersuchen oft langfristige Ereignisse, während solche in der Ökonomik oft Fragen wie Leistungstests untersuchen, bei denen oft innerhalb des Experiments Rückmeldung erfolgt. Er argumentiert auf Basis theoretischer Modelle, dass ein Nutzen aus optimistischen Erwartungen nur erzeugt wird, wenn keine baldige Auflösung der Unsicherheit erwartet wird. In einem sehr sorgfältig entworfenen Laborexperiment bestätigt er die Hypothese, dass eine optimistische Verzerrung nur auftritt, wenn keine Auflösung der Unsicherheit erwartet wird.
Versuchspersonen bekommen zu einem IQ-Test unscharfe Information und werden vor und nach Verabreichung dieser Information über ihren erwarteten Rang befragt. In einem Treatment, in dem die Versuchspersonen wissen, dass sie am Ende über ihren tatsächlichen Rang informiert werden, gibt es keine optimistische Verzerrung der Erwartungsanpassung. In einem ansonsten identischen Treatment, in dem klar ist, dass keine Information über den tatsächlichen Rang gegeben wird, werden die Erwartungen mit einer optimistischen Verzerrung angepasst.
Mit seiner Studie trägt Herr Drobner hervorragend zum Verständnis der Literatur zur selbstbildstützenden Informationsverarbeitung bei.