Jahrestagung 2026

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© Innsbruck Tourismus / Mario Webhofer
13.09.2026 12:00 Uhr
bis 16.09.2026 18:00 Uhr

Universität Innsbruck
Universitätsstrasse 15
6020 Innsbruck
Österreich

Organisatoren

Lokale Organisation: Markus Walzl (Universität Innsbruck)
Kerntagung: Urs Fischbacher (Universität Konstanz)
Offene Tagung: Conny Wunsch (Universität Basel)

Kerntagung: Behavioral Economics

Die Verhaltensökonomie (Behavioral Economics) hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem eigenständigen Fachgebiet entwickelt, und findet sich inzwischen auch in Einzeldisziplinen der Wirtschaftswissenschaften wieder, so beispielsweise als Behavioral Finance, Behavioral Macroeconomics oder Behavioral Industrial Organization. All diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie sich an einem reicheren Menschenbild orientieren, das über die Standardannahme von Rationalität und Egoismus hinausgeht.

Bekannte Wirtschaftswissenschaften der ersten Stunde wie Adam Smith hatten die Standardannahmen schon früh in Frage gestellt. Damals gab es jedoch kein überzeugendes Alternativmodell, und in der Regel lieferten die Standardannahmen gute Voraussagen und waren der Ausgangspunkt für wirtschaftspolitische Empfehlungen. Die experimentell entdeckten „Verzerrungen“ – systematische Abweichungen von den Standardannahmen – waren erste Schritte hin zur Verhaltensökonomie, die anfänglich von Psychologen unternommen worden sind. Erst im Laufe der Zeit zeigte sich, dass die beobachteten Verzerrungen von genügend systematischer Natur sind, um daraus eigenständige Verhaltenstheorien aufzubauen und Empfehlungen auf individueller, ökonomischer und politischer Ebene zu geben. Diese Empfehlungen wurden vermehrt in Feldexperimenten getestet. Insbesondere das Behavioral Nudging – die Beeinflussung des Verhaltens ohne dieses explizit einzuschränken, wurde vielfach getestet, aber auch kontrovers diskutiert.

Aktuelle Forschungsfragen betreffen die Heterogenität der Präferenzen und Verzerrungen. Wie sie sich kulturell unterscheiden, und wie sie sich entwickelt haben. Wichtig ist weiterhin die Anwendung. Was sind Umgebungen und Institutionen in welchen Verzerrungen starke Effekt auf die Wohlfahrt haben? Und natürlich, welche Maßnahmen können einzelne Verzerrungen ausnutzen, um positive Effekte zu erzielen und welche Maßnahme können Verzerrungen reduzieren, wo diese negative Auswirkungen haben?

Die Hauptvorträge geben uns Einblicke in diese Themen. Matthew Rabin (Harvard University) hat grundlegende Beiträge zur Modellierung menschlichen Verhaltens beigetragen, wie zu Reziprozität, Risiko oder Referenzpunkten. Ulrike Malmendier (University of California, Berkeley) untersuchte in einflussreichen Studien kognitive Verzerrungen wie Zeitinkonsistenz oder Overconfidence in Labor und Feldexperimenten. Die ökonomische Relevanz ihrer Forschung zeigte sich auch in ihrer Berufung in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Lucia A. Reisch (Cambridge Judge Business School) hat bedeutende Beiträge über den Einfluss von psychologischen Faktoren auf Konsumverhalten und Entscheidungsfindung geleistet. Ihre Forschung im Bereich des Konsumentenschutzes brachte sie auch als Beraterin ein, in der Zusammenarbeit mit der EU, der Weltbank sowie Regierungen weltweit.

Die Kerntagung beschäftigt sich mit der Frage, wie Behavioral Economics das Menschenbild in den Wirtschaftswissenschaften verändert, und welchen Einfluss diese Veränderung auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hat. Diesen Fragen wollen wir auch in einem Panel nachgehen. Ulrike Malmendier wird Ihre Erfahrung als Wirtschaftsweise einbringen können und Lucia A. Reisch als Sachverständige für Verbraucherfragen. Martin Kocher (Universität Wien), in der Wissenschaft unter anderem bekannt für Experimente zu Kooperation und Vertrauen, hat als Minister und hat als Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank höchst relevante wirtschaftspolitische Entscheidungen zu treffen. Ernst Fehr (Universität Zürich) kann uns berichten, wie man als Spitzenforscher die Erkenntnisse aus der Forschung in die Beratung einbringt.

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